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Als Jantar (russisch Янтарь, deutsch Bernstein) wird eine Serie von russischen Aufklärungssatelliten bezeichnet. Die Satelliten werden unter der Tarnbezeichnung Kosmos in eine niedrige Erdumlaufbahn gestartet.


Geschichte


Die Geschichte der Jantar-Baureihe begann im Jahr 1964, als in Kuibyschew der Bau einer unbemannten Aufklärungssatellitenreihe geplant wurde. Sie war von der Sojus-Raumkapsel abgeleitet und sah zwei Versionen vor. Jantar-1 (GRAU-Index 11F622) zur großräumigen Überwachung sowie Kartographie und Jantar-2 (11F623) für hochauflösende Bilder. Zwischenzeitlich wurden auch andere Baureihen wie der extrem hochauflösende Jantar-6K (11F650), der hochauflösende Jantar-6KS (11F661) und die Überwachungssatelliten Jantar-1KF (11F630) und Jantar-3KF (11F649) geplant, aber letztendlich nie realisiert. Zum Teil wurden diese jedoch Vorläufer für andere Satelliten, wie zum Beispiel die Jantar-6K, die zum Orlets-1-Satellit weiterentwickelt wurden. Alle sollten mit Rückkehrkapseln für die belichteten Filme ausgestattet werden, die an Bord von Sojus-Raumschiffen getestet wurden. Die Entwicklung des Jantar-2 dauerte Jahre, da den bemannten Raumschiffen Vorrang eingeräumt wurde, stand jedoch nicht still und so wurde am 21. Juli 1967 die Entwicklung und der Bau der Jantar-2K-Baureihe (11F624, Codename Feniks) genehmigt. Der Erstflug war anfangs für 1969 geplant, fand jedoch erst am 23. Mai 1974 statt, wobei durch einen Fehler bei der Trennung der ersten und zweiten Stufe der Trägerrakete auch der Satellit verlorenging. So fand der erste Test (eines nicht voll ausgestatteten Testexemplars) erst beim nächsten Start am 13. Dezember 1974, welcher erfolgreich verlief und am 25. Dezember mitsamt den ersten Aufnahmen wieder landete. Der Satellit verfügt über ein hochauflösendes Schemtschug-4-Kamerasystem, das in klassischer Weise mit Film arbeitet und diesen mit Rückkehrkapseln zurück auf die Erde bringt.

Da sich Mitte der 1970er-Jahre nach dem Test der Satelliten der Jantar-2K-Reihe abzeichnete, dass diese die Anforderungen für die Aufklärung nicht erfüllen konnten, wurde im Mai 1977 von den entsprechenden sowjetischen Gremien drei Varianten einer zukünftigen Entwicklung diskutiert. Eine davon war der Fotoaufklärungssatellit Jantar-4K (GRAU-Index 11F693), welcher gegenüber der Jantar-2K-Serie mit 45 Tagen 50 % länger einsatzfähig bleiben sollte. Er wurde vom Konstruktionsbüro Koslow (nach Dmitry Koslow) in Samara auf Basis von Erfahrungen mit dem Sojus-Raumschiff und als Weiterentwicklung des Satellitenbus der Jantar-2K-Reihe entwickelt, wobei die Entwicklung in zwei Schritten erfolgen sollte. Die erste Stufe war die Version Jantar-4K1, die von einer Sojus-U-Rakete ins All gebracht werden sollte. Die folgende Version Jantar-4K2 (Codename Kobalt) sollte dann mit der leistungsfähigeren Zenit-Rakete gestartet werden, diese kam jedoch nie zum Einsatz. Der Satellit verfügt über ein hochauflösendes Schemtschug-18-Kamerasystem, das in klassischer Weise mit Film arbeitet und diesen mit Rückkehrkapseln zurück auf die Erde bringt. Es kann Bilder bis zu 60° außerhalb der Senkrechten aufnehmen und so ein größeres Gebiet abbilden. Der erste Teststart erfolgte am 27. April 1979 von Plessezk aus mit einer Sojus-U-Rakete. Nach weiteren erfolgreichen Tests wurde das System 1982 unter dem Codenamen Oktan für einsatzbereit erklärt. Ab 1984 wurde die projektierte Lebensdauer der Satelliten auf über 60 Tage erhöht, ab 1996 auf 90 und ab 1997 auf 120 Tage. Ab dem Jahr 2000 kam eine weiterentwickelte Version mit der Bezeichnung Kobalt-M zum Einsatz.[1]

Neben Jantar-4K wurden etwa zur gleichen Zeit auch der Kartographiesatellit Jantar-1KFT und die mit elektrooptischen Systemen (anstelle des konventionellen Films) ausgerüsteten Satelliten des Typs Jantar-4KS (GRAU-Index 11F694, Codename Terilen) in Dienst gestellt. Letztere nutzen Kameras mit etwa 2 m Auflösung im optischen und infraroten Bereich für die Aufklärung, welche die Bilder über die Relaissatelliten vom Typ Potok/Lutsch zur Erde übertrugen. Der ersten Test fanden 1979 statt, wobei das System erst am 28. Dezember 1982 seinen Erststart hatte. Offiziell wurde es 1985 in Dienst gestellt. Auch bei dieser Variante der Jantar wurde die geplante Version Jantar-4KS2 nie realisiert und am 1. Juni 1983 aufgegeben, da sie mit 13 t Startmasse die Nutzlastkapazität der als Träger geplanten Zenit-Rakete überschritten hätte. Anstelle dessen wurde etwa 1991 eine modernisierte Variante Jantar-4KS1M (GRAU-Index 17F117, Codename Neman) in Dienst gestellt, die mit etwa 250 Tagen rund 50 Tage länger im Daten liefern konnte. Auf Basis der Jantar-4KS1M-Satelliten wurde am 5. August 2006 ein Erdbeobachtungssatellit mit entsprechender Forschungsausrüstung namens Resurs-DK1 gestartet.[2][3]

Serie Andere Bezeichnungen GRAU-Index Erststart letzter Start Anzahl Bemerkungen
Jantar-1KFT Kometa, Siluet 11F660 18. Februar 1981 2. September 2005 21
Jantar-2K Feniks 11F624 23. Mai 1974 28. Juni 1983 30
Jantar-4K1 Oktan 11F693 27. April 1979 30. November 1983 12
Jantar-4K2 Kobalt 11F695 21. August 1981 25. Februar 2002 82
Jantar-4K2M Kobalt-M 11F695M 24. September 2004 6. Mai 2014 9 im Einsatz
Jantar-4KS1 Terilen 11F694 28. Dezember 1982 21. Dezember 1990 15
Jantar-4KS1M Neman 17F117 10. Juli 1991 3. Mai 2000 9

Technische Daten


Die Satelliten Jantar-2K und -4K weisen eine Kegelform mit zwei Solarzellenauslegern auf und wiegen etwa 6,6 Tonnen. Sie sind 6,3 Meter lang und haben einen maximalen Durchmesser von 2,7 Metern. Sie bestehen jeweils aus einem Equipment-(Service-Modul), einem Instrumenten- und einem Kameramodul, das zur Erde zurückkommt. Der belichtete Film kann während der Mission mit zwei kleinen Rückkehrkapseln zurück zur Erde transportiert werden. Der typische Orbit eines solchen Satelliten war eine Bahn von 171 × 334 km (230 × 280 km oder 180 × 270 km bei Jantar-4KS) mit einer Inklination von 64,9° oder später 70,4° (beim Start von Baikonur aus) oder 67,1 bis 67,2° (beim Start von Plessezk aus). Die Satelliten werden seit 1984 (nach der Entwicklungs- und Testphase) von der Firma Arsenal in Sankt Petersburg gebaut.

Der Satellit Jantar-1KFT besteht aus dem Service-Modul der Jantar-2K/4K-Satelliten, dem kugelförmigen Rückkehrsystem der Zenit-Aufklärungssatelliten und den Solarzellenauslegern des Resource-F2-Satelliten. Er gleicht damit mehr den ursprünglichen Sojus-Raumschiffen als die Jantar-2K-Satelliten. Er ist mit einer filmbasierten Kamera vom Typ TK-350 (350 mm Brennweite, Bildabdeckung 200 km × 300 km, 10 m Auflösung) und einer hochauflösenden Kamera (KVR-1000, Bildabdeckung 40 km × 40 km, 2 m Auflösung) ausgerüstet. Er basiert auf dem Jantar-1KF-Entwurf, der jedoch ab 1971 umkonstruiert werden musste (offizieller Entwicklungsauftrag im Mai 1976), da die Nutzlast der Sojus-U-Rakete für diesen Entwurf nicht ausgereicht hätte. Die Bahnhöhe beträgt etwa 220 km und die Einsatzdauer liegt bei 45 Tagen.

Alle Satelliten sind durch ihre Triebwerke im All manövrierfähig.


Startchronik



Feniks



Oktan/Kobalt



Kobalt-M



Kometa



Terilen



Neman





Einzelnachweise


  1. Yantar-4K in der Encyclopedia Astronautica (englisch)
  2. Gunter's Space Page: Yantar-4KS1 (englisch)
  3. Yantar-4KS1 in der Encyclopedia Astronautica (englisch)
  4. Sven Grahn: Fourth generation reconnaissance satellites (englisch)



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