OSIRIS-REx (Origins Spectral Interpretation Resource Identification Security – Regolith Explorer)[1] ist eine Raumsonde der NASA, die am 8. September 2016 mit einer Atlas-V-Rakete gestartet wurde, um vom Asteroiden (101955) Bennu Proben zur Erde zurückzubringen.[2] Bennu ist ein erdnaher Asteroid mit Durchmesser von 494 m und einer kohlenstoffreichen und dunklen Oberfläche vom C-Typ.[3]
OSIRIS-REx | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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![]() OSIRIS-REx im Anflug auf (101955) Bennu (künstlerische Darstellung) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
NSSDC ID | 2016-055A | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Missionsziel | Asteroid (101955) BennuVorlage:Infobox Sonde/Wartung/Missionsziel | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Betreiber | National Aeronautics and Space Administration![]() | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Hersteller | Lockheed MartinVorlage:Infobox Sonde/Wartung/Hersteller | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Trägerrakete | Atlas V (411)Vorlage:Infobox Sonde/Wartung/Traegerrakete | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Aufbau | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Startmasse | 2110 kg (davon 1230 kg Treibstoff)Vorlage:Infobox Sonde/Wartung/Startmasse | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Verlauf der Mission | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Startdatum | 8. September 2016Vorlage:Infobox Sonde/Wartung/Startdatum | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Startrampe | Cape Canaveral, LC-41Vorlage:Infobox Sonde/Wartung/Startrampe | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Enddatum | Primärmission: 24. September 2023 (geplant)Vorlage:Infobox Sonde/Wartung/Enddatum | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Nach New Horizons und Juno ist OSIRIS-REx die dritte Raumsonde des New-Frontiers-Programms. Die Entscheidung für die Mission wurde am 25. Mai 2011 bekannt gegeben, nachdem sie sich in einem Auswahlverfahren gegen einen Venus-Lander durchgesetzt hatte, der die Atmosphäre und eine Bodenprobe untersuchen soll (Venus In-Situ Explorer), und gegen eine Sonde, die Materialproben aus dem Südpol-Aitken-Becken des Mondes zur Erde bringen sollte (MoonRise).[4] Die Sonde wurde vom US-amerikanischen Technologiekonzern Lockheed Martin gebaut und im Oktober 2015 fertiggestellt und danach umfangreich getestet.[5]
OSIRIS-REx wurde am 8. September 2016 gestartet. Ein Jahr nach dem Start flog sie am 22. September 2017 für ein Swing-by wieder in 17.000 km Entfernung an der Erde vorbei, am 3. Dezember 2018 erreichte sie den Asteroiden Bennu.[6]
Am 31. Dezember 2018 trat die Sonde in den Orbit ein, in dem sie im Abstand von etwa 1,75 km vom Asteroidenkern dessen Oberfläche hochauflösend kartieren[7][8] und den Jarkowski-Effekt messen soll (den Einfluss der unterschiedlich starken Erwärmung der Asteroidenoberfläche auf den Bahnverlauf des Asteroiden). Für einen Orbit braucht die Sonde zirka 62 Stunden. Bennu ist das kleinste Objekt im All, das je von einer Sonde umkreist wurde, und so nah wurde zudem noch kein Himmelskörper umkreist. Den bislang kürzesten Abstand hatte im Mai 2016 die Sonde Rosetta bei ihrer Umkreisung des Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko in einer Entfernung von 7 km.
Während der etwa 500 Tage dauernden Beobachtungsphase wurde die Umlaufbahn schrittweise bis auf 700 m abgesenkt. Am 6. Oktober 2020 manövrierte die Sonde in eine Bahn mit der nächsten Stelle von nur 374 Meter über der Oberfläche von Bennu. Somit hatte sie die nächste Umlaufbahn zu einem Asteroiden erreicht, die je aufgestellt wurde. Die Umlaufbahn wurde im Rahmen der Vorbereitungen für das TAG-Manöver (Touch-and-Go) erreicht, bei dem die Sonde Proben von der Oberfläche des Asteroiden nehmen würde. Sie blieb 2 Tage in dieser Umlaufbahn.[9] Jeder Quadratzentimeter des Asteroiden wurde gescannt, auch um einen geeigneten Platz für die Materialprobenentnahme zu finden.[7] Dazu näherte sich OSIRIS-REx am 20. Oktober 2020 dem Asteroiden bis auf wenige Meter, klappte eine Art Roboterarm namens TAGSAM (Touch-And-Go Sample Acquisition Mechanism) aus, berührte die Oberfläche des Asteroiden etwa fünf Sekunden lang und stieß dabei unter Druck gesetzten Stickstoff aus, um Probenmaterial aufzuwirbeln und einzufangen.[10] Bei der Probenentnahme drang der Entnahmekopf ca. 50 cm in die Oberfläche des Asteroiden ein.[11]
Geplant war, mindestens 60 g Regolith-Gestein und zusätzlich 26 cm³ feinkörnigen Oberflächenstaub einzusammeln.[12][13] Die tatsächlich gesammelte Menge sollte mit Hilfe von Kamerabildern und Trägheitsversuchen mit der beladenen Sonde abgeschätzt werden. Falls sich die Menge als zu klein erwiesen hätte, wäre ein zweiter Versuch an einer anderen, bereits im Vorfeld ausgewählten Stelle auf dem Himmelskörper möglich gewesen.[14]
Die Kamerabilder zeigten, dass mehr als die gewünschte Mindestmenge von 60 g eingesammelt wurden, somit war ein zweites solches Manöver nicht mehr notwendig.[15] Nach der Entnahme ließ man die Sonde zunächst langsam auf bis etwa 2200 km Entfernung zu Bennu wegdriften, um dann ab Mitte Januar 2021 die Entfernung wieder langsam zu reduzieren. Am 6. März 2021 soll im Abstand von etwa 250 km ein zweites Annäherungsmanöver durchgeführt werden, das die Sonde nochmals bis auf etwa 3,8 km an der Probenentnahmestelle vorbeiführen soll.[veraltet] Dabei sollen unter anderem hochaufgelöste Bilder der Nightingale getauften Entnahmestelle aufgenommen werden, um damit die Auswirkungen der Entnahme auf die Oberfläche untersuchen zu können.[11]
Am 10. Mai 2021 wurde die Rückreise zur Erde durch eine Zündung der Haupttriebwerke eingeleitet. Im September 2023 wird die ähnlich wie die Sonde Stardust aufgebaute Rückkehrkapsel in Erdnähe abgesetzt werden, die dann am 24. September 2023 auf der Utah Test and Training Range landen soll.[15] Nach dem Absetzen der Rückkehrkapsel bekommt die Sonde im Rahmen einer extended Mission die neue Bezeichnung OSIRIS-APEX (OSIRIS-APophis EXplorer) und wird zum erdnahen Asteroiden Apophis fliegen, der 2029 erreicht werden und anschließend 18 Monate lang erforscht werden soll.[16]
OSIRIS-REx ist quaderförmig, 3,10 m breit und 2,72 m hoch und hatte beim Start eine Masse von 2.100 kg.[17] Auf die Sonde selbst entfielen 880 kg.[18] An beiden Seiten der Sonde befinden sich annähernd quadratische Ausleger mit Solarzellen mit einer Fläche von insgesamt 8,5 m². Einschließlich der ausgelegten Solarausleger ergibt sich eine Länge von 6,20 m, eine Breite von 2,43 m und eine Höhe von 3,15 m.[3][19] Die zentrale Struktur ist ein Würfel mit 2,3 m Kantenlänge und einer Masse von 160 kg.[18] Je nach Entfernung zur Sonne erzeugen die in der X- und Y-Achse schwenkbaren Solarmodule zwischen 1.226 und 3.000 Watt. Für die Kommunikation mit der Erde im X-Band wurde die Sonde mit einer Hochgewinn-Parabolantenne mit einem Durchmesser von etwa 2,1 m, einer Mittelgewinnantenne und zwei Niedergewinnantennen ausgestattet.[19][20] Die maximale Datenrate der Parabolantenne beträgt 914 kbit/s.[21]
Die Sonde ist mit folgenden Instrumenten ausgerüstet:[19][22]
Gestartete Missionen: |
ISEE-3/ICE (1978) |
Vega (1984) |
Sakigake (1985) |
Giotto (1985) |
Suisei (1985) |
Galileo (1989) |
Clementine (1994) |
NEAR (1996) |
Deep Space 1 (1998) |
Stardust (1999) |
Contour (2002) |
Hayabusa (2003) |
Rosetta (2004) |
Deep Impact (2005) |
New Horizons (2006) |
Dawn (2007) |
Chang’e 2 (2010) |
Hayabusa 2 (2014) |
Osiris-Rex (2016) |
Lucy (2021) |
DART (2021) |
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Geplante Missionen: |
Near-Earth Asteroid Scout (2022) | Janus (2022) | Psyche (2023) | Destiny Plus (2024) | Hera (2024) | Tianwen-2 (2025) | Comet Interceptor (2029) | |
Gestrichene Missionen: |