Der Solar Orbiter (SolO) ist eine Raumsonde der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), die in Zusammenarbeit mit der NASA realisiert und am 10. Februar 2020 gestartet wurde. Es handelt sich um die erste Mittelklasse-Mission (M-Class) des Wissenschaftsprogramms Cosmic Vision 2015–2025 der ESA.[2][3]
Solar Orbiter | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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![]() Künstlerische Darstellung des Solar Orbiters | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
NSSDC ID | 2020-010A | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Missionsziel | Untersuchung des SonnenwindsVorlage:Infobox Sonde/Wartung/Missionsziel | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Auftraggeber | Europaische Weltraumorganisation![]() | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Trägerrakete | Atlas V (411)Vorlage:Infobox Sonde/Wartung/Traegerrakete | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Aufbau | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Startmasse | ca. 1800 kgVorlage:Infobox Sonde/Wartung/Startmasse | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Instrumente | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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STIX, PHI, EUI, C-METIS, SoloHI, SPICE, EPD (SIS, STEIN, EPT-HET, LET), SWA, MAG, RPW | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Verlauf der Mission | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Startdatum | 10. Februar 2020, 04:03 (UTC)[1]Vorlage:Infobox Sonde/Wartung/Startdatum | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Startrampe | Cape Canaveral AFS, SLC-41Vorlage:Infobox Sonde/Wartung/Startrampe | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Die Mission soll Fragen zu vier Hauptzielen beantworten:
Der Solar-Orbiter wird Strukturen in der Sonnenkorona ab einer Größe von 35 Kilometern aufnehmen können.
Die Mission nutzt die vorhandenen für Rosetta und BepiColombo gebauten Einrichtungen gemeinsam mit anderen Missionen. Die komplette Missionskontrolle (MOC) liegt bei der ESA und geschieht in allen Phasen vom Start an bereits von der LEOP an über das Europäische Raumflugkontrollzentrum in Darmstadt, die Kommunikation geschieht über das ESA-eigene ESTRACK Antennennetz. Der Beitrag der NASA lag in der Bereitstellung der Rakete, des Raketenstarts und des Heliospheric Imagers. Die wissenschaftliche Missionskontrolle (SOC) und die Auswertung der Wissenschaftsdaten geschieht im ESAC in Villafranca. Während der Kommissionierungsphase lag die Kontrolle über alle Instrumente noch im MOC, das SOC war aber bereits aktiv. Nach der Kommissionierungsphase ging die Kontrolle über die Instrumente und die Wissenschaftsdaten an das SOC über. SOC erstellt die Beobachtungspläne und prognostiziert die Datenmenge und MOC richtet dann die Sonde entsprechend den Plänen für die Beobachtungs- und Kommunikationsphasen aus.
Für die gesamte Kommunikation ist nominal die Station in Malargüe vorgesehen. Die Stationen in New Norcia, Australia und Cebreros unterstützen in missionskritischen Phasen und ermöglichen Delta-DOR-Messungen, sie können bei Bedarf auch als Backup dienen. Vorgesehen sind variable, bis zu acht Stunden lange Kommunikationszeiten. Während der langen Flugphasen mit wenig Datenanfall sollen diese dreimal pro Woche stattfinden, in datenintensiven Zeiten täglich. Das DSN der NASA kann als Backup dienen.
Die Primärmission ist für zunächst sieben Jahre finanziert[4] und kann bei erfolgreichem Verlauf zumindest um zwei bis drei Jahre verlängert werden.[3]
Die ESA beauftragte Astrium UK als Hauptauftragnehmer, die Sonde für 300 Millionen Euro zu bauen. Die ESA rechnete mit eigenen Kosten für die Solar-Orbiter-Mission von 500 Millionen Euro, dazu kommen weitere 400 Millionen US-Dollar von der NASA für die Rakete und Instrument und ein Sensor auf der Sonde die von der NASA gestellt wurden.[5][6]
Aufgrund der Sonnennähe muss die als Hitzeschild ausgeführte Seite der Sonde immer zur Sonne ausgerichtet sein. Für den Hitzeschild, der auch aus Tierkohle gefertigte Komponenten enthält,[7] werden beim minimalen Sonnenabstand Temperaturen von um die 500 °C erwartet.[8] Im Hitzeschild befinden sich Öffnungen für die Instrumente, deren Schutzkappen nur bei Bedarf für das Sammeln von Bildern und Messdaten geöffnet werden. Die zwei Solargeneratoren mit jeweils drei Solarpaneelen werden in Sonnennähe aus der Sonne gedreht. Dadurch wird die bestrahlte Fläche reduziert, um die Temperatur der Solarzellen und der Paneele in akzeptablen Bereichen zu halten.[3] Eine Li-Ionen-Batterie liefert zusätzliche Energie an verschiedenen Punkten der Mission, wie z. B. bei Verdunklungen während planetarischer Vorbeiflüge.[3] Die Raumsonde benötigt für ihren Betrieb maximal ca. 1100 W elektrische Leistung.[3] Die Startmasse soll ca. 1800 kg betragen.[5] Die Sonde verfügt über einen chemischen Antrieb, die ursprünglich geplanten Ionenantriebe, die für BepiColombo entwickelt wurden, wurden gestrichen.
Das Design der Sonde benutzt einen MIL-STD 1553B Datenbus und ein SpaceWire Network. Der Solid State Datenspeicher kann bis zu 549 Gbit aufnehmen. Wenn eine redundante Speicherbank aktiviert wird, können bis zu 823 Gbit Speicher genutzt werden.
Die Kommunikation erfolgt im X-Band. Für die LEOP gibt es unbewegliche Niedriggewinnantennen, die danach zur Notfallkommunikation dienen. Die Sonde hat weiterhin eine bewegliche Mittel- und Hochgewinnantenne in einem ähnlichen Design wie BepiColombo. Die Datenrate ist 150 kbps in einer Entfernung von 1 AE von der Erde.[9]
Die Sonde führt zehn Instrumente und Experimente mit sich, sechs für die Fernerkundung und vier um die Felder und Partikel in der Umgebung der Sonde zu untersuchen.
Die Fernerkundungsinstrumente untersuchen die Oberfläche und die Atmosphäre der Sonne aus der Entfernung mit bildgebenden Verfahren in verschiedenen Wellenbereichen des elektromagnetischen Spektrums:
Energiebereich: | 4 – 150 keV |
Energieauflösung: | 1 – 15 keV (in Abhängig- keit der Photonenenergie) |
max. Winkelauflösung: | 7 Bogensekunden |
Sichtfeld: | 2° |
Zeitauflösung: | ≥ 0,1 s |
Die In-situ-Instrumente untersuchen neutrale und ionisierte Partikel, Strahlung und Felder in unmittelbarer Umgebung der Raumsonde. Im Gegensatz zu den bildgebenden Instrumenten sind sie die meiste Zeit der Mission aktiv:
Unter anderem verantwortlich für die Entwicklung sowie Bau der einzelnen Instrumente sind:[14]
Der ursprünglich für Juli 2017 vorgesehene Starttermin wurde mehrfach verschoben. Im Oktober 2019 wurde die Sonde fertiggestellt; der Start erfolgte am 10. Februar 2020 (amerikanische Ortszeit am 9. Februar) mit einer amerikanischen Atlas-V-Rakete von der Cape Canaveral Air Force Station.[1] Die Atlas V (411) hatte eine asymmetrische Konfiguration mit einem Booster.
Der Solar Orbiter wurde in eine hochelliptische Umlaufbahn um die Sonne gestartet. Mittels eines Erd- und acht Venus-Swing-bys soll er sich zunächst schrittweise der Sonne nähern und dann bis 2030 in eine immer stärker polwärts geneigte Bahn einschwenken.[3] Zum Ende der Primärmission etwa sieben Jahre nach dem Start soll er eine um 24° und zum Ende der erweiterten Mission eine um 33° zur Ekliptik geneigte Bahn haben,[4] in der er sich der Sonne bis auf unter 42 Millionen Kilometer nähert.[8]
Die Sonde soll auf eine Bahn mit 168 Tagen Umlaufzeit absteigen und dank der Bahnneigung die Pole der Sonne aus einem Winkel von bis zu 33° beobachten können, gegenüber höchstens 7° bei Beobachtung von der Erde aus und 80° bei der Raumsonde Ulysses (1990–2009). Die sonnennächste Entfernung soll 60 R☉ (Sonnenradien) oder 0,28 AE betragen.[16] Dies entspricht etwas unter 42 Millionen Kilometern.
Das erste Perihel war am 15. Juni 2020, dabei näherte sich die Sonde bis auf 77 Millionen km, das ist ungefähr die Hälfte der Entfernung der Erde von der Sonne. Die Instrumente der Sonde wurden dabei eingesetzt. Zu dieser Gelegenheit wurden die ersten Fotos veröffentlicht.[17] Der erste Flyby an Venus erfolgte am 27. Dezember 2020, der zweite am 9. August 2021, der dritte am 4. September 2022.[18]
Raumsonden:
Pioneer 6–9 (1965–1968) |
Helios (1974, 1976) |
ISEE 3 (1978) |
Ulysses (1990) |
Wind (1994) |
SOHO (1995) |
ACE (1997) |
Genesis (2001) |
STEREO (2006) |
Parker Solar Probe (2018) |
Solar Orbiter (2020)
Geplant: CuSP (2022) | ASO-S (2022) | Aditya-L1 (2023) | ESA Vigil
Satelliten:
SOLRAD 1–4 (1960–1962) |
OSO (1962–1975) |
SOLRAD 6–7 (1963–1965) |
Explorer 30 (SOLRAD 8) (1965) |
ESRO 2A, 2B (1967–1968) |
Kosmos 166, 230 (DS-U3-S) (1967–1968) |
Explorer 37 (SOLRAD 9) (1968) |
Kosmos 262 (DS-U2-GF) (1968) |
Explorer 44 (SOLRAD 10) (1965) |
SOLRAD 11 (1976) |
ISEE 1, 2 (1977) |
SolWind (1979) |
SolarMax (1980) |
Hinotori (1981) |
Yohkoh (1991) |
SPARTAN 201 (1993–1998) |
Koronas-I (1994) |
TRACE (1998) |
ACRIMSat (1999) |
Koronas-F (2001) |
RHESSI (2002) |
Hinode (2006) |
Koronas-Foton (2009) |
SDO (2010) |
Picard (2010) |
IRIS (2013) |
DSCOVR (2015) |
CSIM-FD (2018) |
MinXSS (2018);
Xihe (2021)
Erfolgte Starts: |
COS-B (1975) | GEOS 1 und 2 (1977, 1978) | ISEE 2 (1977) | Meteosat (1977–1997) | IUE (1978) | Marecs A und B (1981, 1984) | Exosat (1983) | ECS (1983–1988) | Giotto (1985) | Olympus (1989) | Hipparcos (1989) | Hubble (1990) | Ulysses (1990–2009) | ERS 1 und 2 (1991, 1995) | EURECA (1992) | ISO (1995) | SOHO (1995) | Huygens (1997) | XMM-Newton (1999) | Cluster (2000) | Artemis (2001) | Proba-1 (2001) | Envisat (2002) | MSG-1, -2, -3, -4 (2002, 2005, 2012, 2015) | Integral (2002) | Mars Express (2003) | Smart-1 (2003) | Double Star (2003) | Rosetta (2004) | CryoSat (2005) | SSETI Express (2005) | Venus Express (2005) | Galileo (2005–2020) | MetOp-A, -B und -C (2006, 2012, 2018) | Corot (2006) | GOCE (2009) | Herschel (2009) | Planck (2009) | Proba-2 (2009) | SMOS (2009) | CryoSat-2 (2010) | HYLAS (2010) | Swarm (2013) | Gaia (2013) | Proba V (2013) | Sentinel 1A/1B (2014, 2016) | Sentinel 2A/2B (2015, 2017) | LISA Pathfinder (2015) | Sentinel 3A/3B (2016, 2018) | ExoMars Trace Gas Orbiter (2016) | Schiaparelli (2016) | Sentinel-5P (2017) | ADM-Aeolus (2018) | BepiColombo (2018) | Cheops (2019) | Solar Orbiter (2020) | JWST (2021) |
|
Geplante Starts: |
Biomass (2023) | EarthCARE (2023) | Euclid (2023) | Juice (2023) | MTG-I1 bis -I4, -S1, -S2 (ab 2023) | Proba-3 (2023) | Hera (2024) | MetOp-SG (2024–2039) | Smile (2024) | ExoMars Rover (?) | Altius (2025) | Flex (2025) | Forum (2026) | Plato (2026) | Ariel (2029) | Comet Interceptor (2029) | EnVision (2031–2033) | |
Missionsstudien: |