Ulysses [juˈlɪsəs] war eine Raumsonde der Europäischen Weltraumorganisation ESA und der US-amerikanischen Luft- und Raumfahrtbehörde NASA zur Erforschung der Sonne. Hauptauftragnehmer der Sonde war die deutsche Dornier-System GmbH, welche heute zu Airbus Defence and Space gehört. Die Sonde war unerwartet lange von Oktober 1990 bis zum 29. Juni 2009 in Betrieb.
Ulysses (Sonde) | |||||||||||||||||||||||||
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![]() Ulysses bei der Montage | |||||||||||||||||||||||||
NSSDC ID | 1990-090B | ||||||||||||||||||||||||
Missionsziel | SonneVorlage:Infobox Sonde/Wartung/Missionsziel | ||||||||||||||||||||||||
Auftraggeber | Europaische Weltraumorganisation![]() ![]() | ||||||||||||||||||||||||
Trägerrakete | STS-41 mit IUS/PAM-SVorlage:Infobox Sonde/Wartung/Traegerrakete | ||||||||||||||||||||||||
Aufbau | |||||||||||||||||||||||||
Startmasse | 370 kgVorlage:Infobox Sonde/Wartung/Startmasse | ||||||||||||||||||||||||
Verlauf der Mission | |||||||||||||||||||||||||
Startdatum | 6. Oktober 1990, 11:47 UTCVorlage:Infobox Sonde/Wartung/Startdatum | ||||||||||||||||||||||||
Enddatum | 29. Juni 2009Vorlage:Infobox Sonde/Wartung/Enddatum | ||||||||||||||||||||||||
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Ulysses ist nach dem englischen Wort für den griechischen Sagenheld Odysseus benannt. Identisch ist der Name auch mit dem Roman Ulysses des irischen Schriftstellers James Joyce. Der Name wurde gewählt, weil die Sonde sich für die meiste Zeit weitab vom eigentlichen Ziel, der Sonne, befand.
Ursprünglich war jeweils eine US-amerikanische und eine europäische Sonde unter dem Arbeitstitel International Solar Polar Mission (ISPM) für die gleichzeitige Untersuchung des Nord- und Südpols der Sonne geplant gewesen. Aufgrund von Budgetkürzungen wurde die NASA-Sonde jedoch 1981 gestrichen. Deshalb stellten die Europäer der NASA die Hälfte der Nutzlast auf der Ulysses zur Verfügung – im Gegenzug sorgte jene für den Start auf einem Space Shuttle, die Radionuklidbatterie und die Missionsüberwachung durch das JPL mit dem Deep Space Network. Daher ist Ulysses auch primär als europäische Mission zu betrachten – die Amerikaner wurden erst nachträglich „an Bord geholt“.
Der Start war für Mai 1986 mit der Mission STS-61-F auf einer Centaur-Oberstufe vorgesehen, doch aufgrund des Absturzes der Raumfähre Challenger am 28. Januar 1986 rutschte der Start schließlich auf den 6. Oktober 1990 und wurde dann mit der Mission STS-41 auf einer IUS/PAM-S-Oberstufenkombination durchgeführt.
Ulysses wurde mit 15,4 km/s in ihrer Fluchtbahn zum Jupiter ausgesetzt. Diese hohe Fluchtgeschwindigkeit war nötig, weil Ulysses die Jupiterbahn in einem relativ großen Winkel schneiden musste, damit sie mit einem Fly-By-Manöver von Jupiter in eine polare Sonnenumlaufbahn umgelenkt werden konnte.[1] Damit verließ sie die Erde mit der zweithöchsten je von einer Raumsonde erreichten Geschwindigkeit. (Den aktuellen Rekord hält die Raumsonde New Horizons mit 16,21 km/s.)
Die elliptische Umlaufbahn führte die Sonde weit hinaus bis in eine Entfernung von 5,4 AE von der Sonne und die Hydrazintanks mussten für die korrekte Funktion beheizt werden. Im Laufe der Mission produzierte der Radioisotopengenerator, der am Start noch 285 W leistete,[2] immer weniger Energie, so dass es immer schwieriger wurde, den Hydrazintank ausreichend zu beheizen. Als Lösung wurde beschlossen die beiden Hauptsender zeitweise abzuschalten, dieses würde 60 Watt einsparen. Nach dem ersten Test im Januar 2008 gelang es jedoch nicht, die Sender wieder in Betrieb zu nehmen, auch der erhoffte Einspareffekt blieb aus. Die Sonde konnte danach nur noch mit einer niedrigen Datenrate kommunizieren.[3]
Rund 14 Jahre nach dem Ende der fünfjährigen Primärmission wurde am 29. Juni 2009 die Ulysses-Mission mangels ausreichender Bordenergie offiziell beendet und die nur noch sehr eingeschränkt möglichen Datentransfers eingestellt.[4] Die Sonde hat dabei trotz allen technischen Schwierigkeiten die Erwartungen bezüglich der Lebensdauer weit übertroffen und wurde die langlebigste ESA-Mission bis zu diesem Zeitpunkt. Erst SOHO konnte den Rekord brechen. Die Sonde umläuft weiterhin die Sonne.
Die wissenschaftliche Mission von Ulysses umfasste unter anderem die Sonnenkorona, den Sonnenwind, das Sonnenmagnetfeld, solare Plasmawellen, kosmische Strahlen, sowie zahlreiche Messungen beim Vorbeiflug an Jupiter 1992. Ulysses war die erste Sonde, die aus der Planetenebene hinaus über die Pole der Sonne flog und dort Magnetfelder sowie den Sonnenwind in Abhängigkeit von solarer Höhe und Breite vermaß – dank ihrer unerwartet langen Lebensdauer sowohl in der Phase geringer als auch hoher Sonnenaktivität. Insgesamt konnte die Heliosphäre in vier Dimensionen aufgelöst werden, nach Raum und Zeit.[9]
Die Turbulenzen im Zusammenhang mit dieser Mission wurden im Nachhinein auch als die ISPM crisis bezeichnet. Nach Abschluss der gegenseitigen Abkommen wurde das Projekt nachträglich gekürzt, die Missionsziele verändert, dann komplett gestrichen und anschließend verändert wieder aufgenommen, schließlich verzögerte das Challenger-Unglück den Start. Während des Betriebs gab es Probleme in der Koordination zwischen beiden Agenturen und Kommunikationsprobleme. Aufgrund dieser Erfahrungen verließ man sich seither seitens der ESA seither nicht mehr blind auf Verträge und Zusagen von Washington und begann die Abhängigkeit von den politischen Entscheidungen anderer Nationen zu reduzieren und eigene Schlüsseltechnologien zu forcieren, z. B. eigene Trägerraketen und selbständige Missionen unter eigener Führung durchzuführen ohne Beteiligung anderer Weltraumagenturen. Desgleichen war man zu stark auf das Deep Space Network angewiesen. Eine der 34-Meter-Antennen, DSS 61 in Madrid, fiel 1993 durch einen Lagerschaden längere Zeit aus, zur Notversorgung wurde die 30-Meter-Antenne der Bodenstation Weilheim eingesetzt, jedoch musste in dieser Zeit die Datenrate reduziert werden.[2] Ab 2002 war dann die eigene Deep-Space-Antenne von ESTRACK in New Norcia bei der Unterstützung eingebunden. Viele Lehren technischer Art wurden auch aus dem Betrieb der Sonde gezogen, beispielsweise konnte das Magnetband mit den gespeicherten Daten nur ein einziges Mal abgespielt werden und war danach gelöscht. Die Art der Missionsplanung und des Betriebs musste während der Mission geändert werden. Man erkannte dass interplanetare Missionen autonomere Raumschiffe voraussetzen und mehr Speicher benötigen und flexibler in der Datenübertragung werden müssen.
Lehren zog man auch bei der Präsentation von Missionen in der Öffentlichkeit. Die Sonde hatte keine bildgebenden Instrumente an Bord, diese wurden irgendwann gestrichen. Dieses machte es schwer, die Mission und ihre Ergebnisse in der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Raumsonden:
Pioneer 6–9 (1965–1968) |
Helios (1974, 1976) |
ISEE 3 (1978) |
Ulysses (1990) |
Wind (1994) |
SOHO (1995) |
ACE (1997) |
Genesis (2001) |
STEREO (2006) |
Parker Solar Probe (2018) |
Solar Orbiter (2020)
Geplant: CuSP (2022) | Aditya-L1 (2023) | ESA Vigil
Satelliten:
SOLRAD 1–4 (1960–1962) |
OSO (1962–1975) |
SOLRAD 6–7 (1963–1965) |
Explorer 30 (SOLRAD 8) (1965) |
ESRO 2A, 2B (1967–1968) |
Kosmos 166, 230 (DS-U3-S) (1967–1968) |
Explorer 37 (SOLRAD 9) (1968) |
Kosmos 262 (DS-U2-GF) (1968) |
Explorer 44 (SOLRAD 10) (1965) |
SOLRAD 11 (1976) |
ISEE 1, 2 (1977) |
SolWind (1979) |
SolarMax (1980) |
Hinotori (1981) |
Yohkoh (1991) |
SPARTAN 201 (1993–1998) |
Koronas-I (1994) |
TRACE (1998) |
ACRIMSat (1999) |
Koronas-F (2001) |
RHESSI (2002) |
Hinode (2006) |
Koronas-Foton (2009) |
SDO (2010) |
Picard (2010) |
IRIS (2013) |
DSCOVR (2015) |
CSIM-FD (2018) |
MinXSS (2018) |
Xihe (2021) |
ASO-S (2022)
Gestartete Missionen:
Pioneer 10 (1972–2003) |
Pioneer 11 (1973–1995) |
Voyager 1 (1977–) |
Voyager 2 (1977–) |
Galileo (1989–2003) |
Ulysses (1990–2009) |
Cassini-Huygens (1997–2017) |
New Horizons (2006–) |
Juno (2011–) |
Lucy (2021–)
Kursiv geschriebene Missionen sind aktiv.
Geplante Missionen: JUICE (2023) | Europa Clipper (2024) | Dragonfly (2027) | Tianwen-4 (2030)
Erfolgte Starts: |
COS-B (1975) | GEOS 1 und 2 (1977, 1978) | ISEE 2 (1977) | Meteosat (1977–1997) | IUE (1978) | Marecs A und B (1981, 1984) | Exosat (1983) | ECS (1983–1988) | Giotto (1985) | Olympus (1989) | Hipparcos (1989) | Hubble (1990) | Ulysses (1990–2009) | ERS 1 und 2 (1991, 1995) | EURECA (1992) | ISO (1995) | SOHO (1995) | Huygens (1997) | XMM-Newton (1999) | Cluster (2000) | Artemis (2001) | Proba-1 (2001) | Envisat (2002) | MSG-1, -2, -3, -4 (2002, 2005, 2012, 2015) | Integral (2002) | Mars Express (2003) | Smart-1 (2003) | Double Star (2003) | Rosetta (2004) | CryoSat (2005) | SSETI Express (2005) | Venus Express (2005) | Galileo (2005–2020) | MetOp-A, -B und -C (2006, 2012, 2018) | Corot (2006) | GOCE (2009) | Herschel (2009) | Planck (2009) | Proba-2 (2009) | SMOS (2009) | CryoSat-2 (2010) | HYLAS (2010) | Swarm (2013) | Gaia (2013) | Proba V (2013) | Sentinel 1A/1B (2014, 2016) | Sentinel 2A/2B (2015, 2017) | LISA Pathfinder (2015) | Sentinel 3A/3B (2016, 2018) | ExoMars Trace Gas Orbiter (2016) | Schiaparelli (2016) | Sentinel-5P (2017) | ADM-Aeolus (2018) | BepiColombo (2018) | Cheops (2019) | Solar Orbiter (2020) | JWST (2021) |
|
Geplante Starts: |
Biomass (2023) | EarthCARE (2023) | Euclid (2023) | Juice (2023) | MTG-I1 bis -I4, -S1, -S2 (ab 2023) | Proba-3 (2023) | Hera (2024) | MetOp-SG (2024–2039) | Smile (2024) | ExoMars Rover (?) | Altius (2025) | Flex (2025) | Forum (2026) | Plato (2026) | Ariel (2029) | Comet Interceptor (2029) | EnVision (2031–2033) | |
Missionsstudien: |